Als einziges österreichisches Team haben die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Sankt Georgen im Attergau vom 29. Oktober bis zum 2. November an der WORLD RESCUE CHALLENGE teilgenommen.
Diese jährlich stattfindende Veranstaltung wurde heuer in Clearwater im US Bundesstaat Florida von der North American Vehicle Rescue Association (NAVRA) dem Dachverband der nordamerikanischen Unfallrettung ausgetragen.
Bei derartigen Vergleichswettkämpfen müssen sich die Technical Rescue Teams in drei Kategorien der technischen Unfallrettung, mit dem Schwerpunkt der patientengerechten Rettung von Personen aus verunfallten Fahrzeugen, beweisen. Der Aspekt eines optimierten Personaleinsatzes und einer strukturierten Vorgehensweise steht dabei im Vordergrund.
Die Szenarien, welche wie folgt aussehen, werden von erfahrenen Bewertern aufgebaut und in Anlehnung an die derzeit gültigen Richtlinien der World Rescue Orgnisation (WRO) bewertet:
· Rapid Szenario: In 10 Minuten gilt es eine Person zu versorgen und zu befreien, der Gesundheitszustand der verunfallten Person ist nicht stabil und wird nach ca. 5 Minuten kritisch.
· Standard Limited Szenario: In 20 Minuten muss eine Person medizinisch versorgt und befreit werden. Der Gesundheitszustand des Eingeklemmten bleibt stabil, wenn der innere Retter entsprechende Versorgungen und Überprüfungen durchführt. Bei diesem Szenario dürfen keine hydraulischen Rettungsgeräte verwendet werden, sodass die Befreiungsöffnung nur durch elektrische, pneumatische oder von reiner Muskelkraft betriebene Werkzeuge geschaffen werden kann.
· Complex Szenario: In 30 Minuten müssen zwei unterschiedlich schwer verletze Personen versorgt und befreit werden. Ist die medizinische Betreuung unzureichend, werden beide Verletzte kritische Gesundheitszustände erreichen, einer von beiden wird auf jeden Fall nach ca. 5 Minuten einen lebendsbedrohlichen Zustand erlangen. Der innere Retter kann nur durch eine genaue Anamnese und Bodycheck erkennen, welcher von beiden Opfern vital stärker bedroht ist.
Bei diesen auf nationaler und auch internationaler Ebene stattfindenden Veranstaltungen, treten die Teams nicht gegeneinander an, sondern lassen ihre Leistungen durch Ausbilder bewerten. Somit ist eine Rescue Challenge auch kein Wettkampf im herkömmlichen Sinn, denn durch Beobachten der anderen Teams, Gespräche und Diskussionen mit anderen Teilnehmern sowie den "Einsatznachbesprechungen" wird neues Wissen erworben oder vorhandenes vertieft.
Neben dem Feedback durch ein internationales Bewerterteam zählt vor allem der gegenseitige Lerneffekt und der Erfahrungsaustausch von internationalen Hilfsorganisationen die bei der Menschenrettung nach Verkehrsunfällen gefordert sind.
Unter den 28 teilnehmenden Teams aus aller Welt konnte das Team den hervorragenden 15. Rang erreichen. Die Tatsache dass sich die Feuerwehr St. Georgen einen Platz im Mittelfeld sichern konnte, obwohl unter allen teilnehmenden Teams nur zwei freiwillige Feuerwehren waren, macht die Kameraden besonders stolz.
Die Podiumsplätze konnten sich Teams aus England und Spanien sichern, was den Eindruck des Teams beim Beobachten der anderen Teilnehmer auf den Pits bestätigte, dass die europäischen Feuerwehren auf dem Gebiet der technischen Unfallrettung wesentlich effizienter arbeiten und mehr Wert auf die Patientensicherheit als auch den Eigenschutz legen.
Neben den neugewonnen Erfahrungen im Bereich der technischen Unfallrettung konnten die die Kameraden auch einen umfassenden Eindruck vom Feuerwehrwesen in Nordamerika und den anderen teilnehmenden Nationen erlangen.
Nicht nur die Größe und Ausstattung der amerikanischen Feuerwehrautos war besonders beeindruckend, sondern vor allem das Ansehen der Feuerwehrleute in der Bevölkerung. Fast täglich wurden wir aufgrund unserer einheitlichen T-Shirts auf unsere Herkunft und unser Dasein als Feuerwehrleute angesprochen. Die Schlussworte dieser Unterhaltungen waren immer dieselben: „Thank you for your service.“ Im Gegensatz zu manchen Vorwürfen mit denen sich die Feuerwehrleute in Österreich umherschlagen müssen, waren diese Worte eine wahre Genugtuung.
Auch das System an freiwilligen Feuerwehren in Österreich war Gesprächsthema mit den Berufsfeuerwehren aus aller Welt. Nachdem Ihnen das österreichische System erklärt werden konnte, herrschte meist Unverständnis darüber warum es Leute gibt die sich dafür neben einem normalen Arbeitsalltag freiwillig zur Verfügung stellen. Ein Feuerwehrmann aus Irland meinte gar, dass man verrückt sein muss, wenn man ohne Bezahlung reingeht, wo andere rauslaufen.
Der primäre Sinn der Teilnahme war das Kennenlernen neuer Rettungstechniken über die Grenzen Europas hinaus, welche nun sowohl an die eigenen Kameraden als auch an andere Feuerwehren gerne weitergegeben werden.
Da die Teilnahme nicht nur mit einem enormen Trainingsaufwand für das Team sondern auch mit Kosten für die Anreise und Unterkunft verbunden war, haben sich im Vorfeld mehrere Sponsoren gefunden die das Team bei ihrem Vorhaben finanziell unterstützten, sodass seitens der Feuerwehr keine Budgetmittel hierfür aufgewendet wurden.
Besonderer Dank gilt den Firmen Scharmüller, Rosenbauer, Pfeifer, Webber Rescue, Bunte Urlaubswelt, der Tourismusregion Salzkammergut und der Marktgemeinde St. Georgen im Attergau.